Politikunterricht der etwas anderen Art

WITZENHAUSEN. Politikunterricht der etwas anderen Art: Am Montag diskutierten rund 90 Schüler der Witzenhäuser Johannisbergschule anlässlich des am 5. Mai anstehenden Europatages mit Staatsminister Michael Roth (SPD) über aktuelle Themen. Zusammen mit ihren Lehrern hatten sich die Neunt und Zehntklässler Fragen überlegt, die sie dem 48-Jährigen, der seit 20 Jahren Bundestagsabgeordneter und seit fünf Jahren Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt ist, stellen wollten. „Was halten sie von der Wahl Andrea Nahles zur Parteivorsitzenden der SPD“, wollte eine Schülerin wissen. „66 Prozent sind in diesem Fall besser als 100 Prozent – nicht rechnerisch, aber politisch“, meinte Roth. Vor nicht allzu langer Zeit sei Martin Schulz mit 100 Prozent zum Parteichef gewählt worden und es habe eine große Begeisterung gegeben, „die aber sehr schnell nachließ“. Wenn man mit 100 Prozent starte, heiße das noch lange nicht, dass man sich auch erfolgreich halte. Auf die Frage, was auf uns zukomme, wenn die Türkei in die EU eintrete, sagte Roth zunächst lapidar: „Viele neue Menschen.“ Dieses Szenario sei aber „sehr theoretisch, weil die Türkei Lichtjahre davon entfernt ist, in die EU aufgenommen zu werden“. In diesem Zusammenhang wurde Roth gefragt, ob er mit dem „Dresscode“ zufrieden sei, den die EU für den Eintritt neuer Länder habe. „Das bin ich deshalb, weil zuerst gefragt wird, wie es in dem betreffenden Land um die Demokratie steht“, meinte er. Genau deswegen hätten es Länder wie die Türkei so schwer, der Gemeinschaft beizutreten. Die Liste der Fragen war lang und abwechslungsreich. Ein Schüler wollte wissen, warum Deutschland so viele Waffen exportiert. Roth: „Weil die Welt nicht so friedlich ist, wie sie sein sollte.“ Weitere Fragen beinhalteten beispielsweise den Abi- Durchschnitt des Politikers (1,8), wie er zur Flüchtlingskrise steht, den Brexit, den Rettungsschirm für Griechenland, aber auch den Dieselskandal. Michael Roth war für jede Frage und jedes Thema zu haben und antwortete auf seine eigene Art offen und oft auch sehr persönlich. Am Ende dürfte jeder Schüler etwas für sich aus der Veranstaltung herausgezogen haben. Auf jeden Fall aber die Erkenntnis, dass nicht jeder Spitzenpolitiker auf einem hohen Ross sitzt und Politik auch richtig spannend und unterhaltsam sein kann. (per)

 

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