Entwicklung des Raumkonzepts an der JSW

Warum die Johannisberg-Schule
ein neues Raumkonzept einführen möchte

Im Frühjahr 2015 wurde es immer wahrscheinlicher, dass es am Schulstandort Johannisberg ab dem Sommer mit dem neuen Schuljahr mindestens 2 Klassen mehr geben würde. Alle geeigneten Klassenräume waren vergeben, es waren nur noch sehr kleine und innen liegende, fensterlose Räume verfügbar.

Aus diesem Grund entstand eine Arbeitsgruppe, die Lösungen entwickeln sollte.

Was die Raumnutzung betraf, war folgender Gedanke der Ausgangspunkt für die weiteren Überlegungen:

Während des Unterrichts in den Fächern Biologie, Chemie, Physik, IKG, Kunst, Musik, Arbeitslehre/Praxistag, Berufsbezogener Unterricht, Wahlunterricht und Sport stehen die jeweiligen Klassenräume leer.

Akribisches Zählen der Raumnutzung unterstützte das:

Keine Klasse verbringt mehr als rund ¾, einige sogar weniger als die Hälfte ihrer Zeit im eigenen Klassenraum.

Bei der Überlegung, wie man einen Raum sinnvoll mehrfach nutzen kann, kam die Idee, die Räume fachbezogen zu vergeben. Idealerweise haben dann die Lehrkräfte immer denselben Raum für ihren Unterricht zur Verfügung.

Dieses Konzept hat unter anderem folgende Vorteile

  • Die Verantwortung für die Ordnung und Sauberkeit eines Raumes liegt vorrangig bei der Lehrkraft und nicht mehr bei der Klasse (der Wechsel zum neuen Raumkonzept hat tatsächlich positive Auswirkungen, das wird von den Reinigungskräften bestätigt).
  • Fachlehrer können die Sitzordnung individuell gestalten – wer bspw. häufig in Gruppen arbeiten lässt, kann Gruppentische stellen und muss nicht immer umräumen, wodurch mehr Zeit für den Unterricht zur Verfügung steht, und die vorbereitete Unterrichtsumgebung lässt bessere Lernergebnisse erwarten.
  • Räume können fachspezifisch gestaltet werden (Plakate, Modelle usw.).
  • Fachspezifisches Material kann im Raum aufbewahrt werden, man muss es nicht für jede Unterrichtsstunde holen (z.B. Wörterbücher).
  • Räume können individuell ausgestattet werden, d.h. Lehrkräfte, die häufig z. B. einen Computer einsetzen, können verlässlich auf einen Beamer zurückgreifen (die Verfügbarkeit hängt nicht mehr – wie bisher – davon ab, ob die unterrichtete Klasse in ihrem Raum ein Whiteboard hat).

Diese Nachteile sind zu erwarten

Die Arbeitsgruppe hat natürlich auch überlegt, welche Nachteile die Änderung des Raumkonzepts weg von den Klassen- und hin zu den Fachräumen haben könnte. Bei jedem Punkt ist vermerkt, wie jeder dieser befürchteten Nachteile im Vorfeld der Umstellung überprüft worden ist.

  • Die Schülerinnen und Schüler verlieren ihre Anlaufstelle, ihren Klassenraum, den sie individuell mit Fotos, Plakaten o. ä. gestalten können
    • Wiederholte Rundgänge durch die (bisherigen) Klassenräume legten im Gegenteil nahe, dass die Schüler ihre Klassenräume nicht als „Heimat“ empfanden. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Räume nicht freundlich gestaltet, die Ablagen überfüllt und nur wenige klassenbezogene Ausstattungsobjekte (Fotos oder selbst erstellte Plakate) in den Räumen vorhanden.
      Einige Eltern meldeten inzwischen zurück, dass bei ihren Kindern eine bessere Ordnung besteht, weil Unterlagen nicht in der Schule gelassen werden (können).
  • Die Schülerinnen und Schüler müssen in jeder Pause den Raum wechseln, damit könnten einige Kinder Schwierigkeiten haben.
    • Die Schülerinnen und Schüler mussten auch beim Klassenraumprinzip häufig die Räume wechseln, um Fachunterricht zu besuchen (Bio, Ch, Phy, Ku, Mu, AL, BBU, Sp, WU). Der Stundenplan für das Schuljahr 2016/17 zeigte, dass bei Beibehaltung des Klassenraumprinzips im Schnitt 1,5 Raumwechsel pro Tag notwendig gewesen wären. Anders gesagt: In einer Wochen konnten die Kinder (durchschnittlich) auch beim Klassenraumprinzip nur in drei von zehn großen Pausen im Raum bleiben.
  • Viele Klassen haben die Hausaufgaben an einer Tafelseite festgehalten – das funktioniert beim Fachraumprinzip nicht.
    • Dieses Argument ist zutreffend. Eine Alternative ist der Schulplaner, den jedes Kind zu Beginn des Schuljahres kauft und der für das Eintragen der Hausaufgaben genutzt werden soll. Die Umstellung des Raumkonzeptes stärkt also den Schulplaner als Möglichkeit, Aufgaben festzuhalten und stärkt die Verantwortung der Schülerinnen und Schüler für ihr eigenes Arbeiten.

Sorgfältig haben zunächst die Arbeitsgruppe, später auch Schulleitung und Gesamtkonferenz Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen. Vor einer endgültigen Entscheidung sollte eine Probephase stehen, die zunächst bis zum Ende des Schuljahres 2016/17 geplant war, auf der letzten Schulkonferenz dieses Schuljahres aber bis Juni 2018 verlängert wurde.